Monatsarchiv: Dezember 2010

Europas arme Schweine

Über Ferkelproduktion und Schweinemast zwischen Profit und Leistungsdruck unter deutschen Schweinebauern

„Massentierhaltung“, ein gar grausiges Wort, dass derzeit durch unsere Gesellschaft geistert. Dabei werden tausende Tiere auf engem Raum gehalten um möglichst schnell Schlachtreife zu erreichen. Dabei variiert die Mastdauer in Abhängigkeit von der Tierart, bei Hühnern rund 8 Wochen, sind es bei Schweinen etwa 6 Monate. Lange wurden Kritiker von den Agrarbetrieben nicht ernst genommen. Nun sind diese mehr und mehr unter Bedrängnis und schießen bisweilen auch gegen Tierschutzorganisationen wie beispielsweise die „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“.

anklicken zum Vergrößern; Quelle: Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

„Mit dem Rad zur Arbeit, dazu regelmäßig frische Milch und ein gesundes Stück Fleisch, das wäre eine Frischzellenkur für Mensch und marode Krankenkassen. Scheinbar ist Herrn zu Wehdel – Präsident der Landwirtschaftskammer – entgangen, dass diese Erkenntnisse seiner Lobby, entsprechen nicht aber denen der Wissenschaft. Die“Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ (DGE) empfiehlt maximal dreimal pro Woche eine angemessene Menge Fleisch und rät allgemein zu vegetarischer Ernährung. Die AGA hält gar eine vegane Ernährung für Menschen jeder Altersstufe für problemlos.

Lebenserwerb gegen Ideologie: Verhärteten Fronten

Die eigentliche Stoßrichtung waren wohl weniger Vegetarier. Bei dieser Verweigerungsgruppe ist wohl für Fleischproduzenten sowieso jede Hoffnung verloren. Viel mehr wird das Feindbild der radikalen Tieschützer bemüht. Ganz klar, Fleischverzicht tut mehr weh als schmerzloser Protest gegen nicht artgerechte Tierhaltung, sprich, der Konsument kann hier in einer Doppelrolle zum Gegner werden.
Zudem hat die angegriffene Oranisation in erster Linie gar nichts mit dem Veggiday zutun. Dennoch ist es im Sinne der Albert Schweitzer Stiftung, solche Aktionen zu unterstützen.Die Macher der Aktion „Veggiday“ grenzen sich sogar explizit von Tierschutzorganisationen ab um dem Ideologieverdacht zu entkommen. „Wir, die Initiatoren des „Veggiday in Bremen“, sind keine Vegetarier und wollen niemanden zum Vegetarismus bekehren, das sollen die Anhänger dieser Ernährungsform schon selber tun. Wir vertreten mit unserem „Veggiday“ auch nicht die Ziele von Tierschützern, die Fleischverzicht ausschließlich aus Tierschutzgründen propagieren.“ Anliegen sind in erster Linie Klima und Gesundheit. Hier erreicht die Debatte eine andere Ebene als die ideologische auf der sich Fleischlobby und Tierschützer traditionell bekämpfen. Es geht plötzlich um Themen, die eine breite Gesellschaft bewegen wie der Klimawandel. Ja, wenn es nicht gar um das Thema geht: Gesundheit.

Kühe versauen unser Klima

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO) hat bereits 2006 einen Bericht über die langfristigen Folgen unseres Fleischkonsums vorgelegt („Livestock’s long shadow. Environmental issues and options“, Rom 2006). Darin ist dargelegt, das 13 Prozent der weltweiten CO²-Emissionen aus Verkehrs- und Transportwesen stammen, 18 Prozent aus Tierhaltung und Fleischkonsum.
Interessant an der Sache ist, dass die FAO den Bedarf an Ackerfläche zur Erzeugung von Fleisch und Milch durch erhöhten Pflanzenertrag kalkuliert. Das bedeutet entweder Tiere, die aus weniger Input (Futtergehalt) mehr Output (Milch und Muskelmasse) machen, oder Pflanzen, die dem Tier mehr Nährstoffgehalt anbieten. Das Friedrich-Loeffler-Institut in Braunschweig ist Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Dieses hat hier neben optimierter Tierernährung auch Pflanzenzüchtung und Tierzucht durch Einsatz von „grüner Gentechnik“  (von Gegnern als „Genmanipulation“ bezeichnet), als Lösungsmöglichkeit angeboten. „Höhere Leistungen – Weniger Tiere“ und „Höhere Effizienz der Nutzpflanzen“ bringt es als Schlussfolgerung auf den Punkt. Ziel ist die Optimierung des „Veredelungsprozesses“, wobei Letzteres die Umwandlung von pflanzlichen Produkten  in höherwertige Tierprodukte  bezeichnet. Dementsprechend kann man Massentierhaltung aus als „Veredelungswirtschaft“ bezeichnen.

Kwun Tong Shui Wo Straßenmarkt in China; Quelle: wikimedia

Klimarettung und Welternährung durch EU und Interessenverbände

Auch die Interessenverbände der Viehwirtschaft wünschen sich leichtere und schnellere Zulassungen von gentechnisch verändertem Saatgut (Genveränderten Organismen) in Europa. Nicht nur Schweinehalter stehen in Deutschland unter enormem Preisdruck. Viele Agrarverbände erörtern ihren Mitgliedern, dass Markterlaubnis für GVO in Europa die Futtermittelkosten und somit die Gewinnspanne der Erzeuger vergrößern könne. Dass dieser Effekt höchstwahrscheinlich nur kurzfristig weilen würde, fällt unter den Tisch. Von „Gewinn“ kann in der „Intensivtierhaltung“ oder „landlosen Tierhaltung“, wie bevorzugte Bezeichnungen der Hühner-, Rinder- und Schweineproduzenten sind, nicht groß die Rede sein. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen konnten 2008 nur etwa zwei Drittel der Betriebe schwarze Zahlen schreiben. Niedersachsen und das Emsland beheimatet rund 50 Prozent der Ställe in Deutschland. Die Preise die die Erzeuger erhalten sind knapp kalkuliert. In Deutschland herrscht Überproduktion. Dennoch machen Interessenverbände und Politik Hoffnung auf ein gutes Exportgeschäft nach China oder andere Regionen der Welt, die dem westlichen Lebensstil nacheifern.

Doch auch die EU spielt ihre Rolle dabei. Sie ist stets bemüht Lebensmittelkosten für die Verbraucher auf niedrigem Niveau zu halten. Vor allem die wirtschaftsliberalen Ideale von freiem Personen-, Kapital-, Finanz- und Güterverkehr prägen ihr Vorgehen. So sieht die EU ungern Einschränkungen der freien Marktwirtschaft. Sei es durch Einfuhrverbot von GVO oder Verbote für den Anbau derselben. Dass EU-Politik auch protektionistische Züge aufweist wird deutlich an den hoch subventionierten Exporten von Milch- und Milcherzeugnissen, aber auch lebenden Tieren in Länder außerhalb der EU, häufig der dritten Welt. Rund 40 Millionen Euro jährlich in Form von Agrarsubentionen lässt die Staatengemeinschaft sich das kosten. In Deutschland erhalten davon allerdings weniger als 1 Prozent der Erzeuger mehr als 300.000 Euro, während 70 Prozent der Betriebe unter 10.000 Euro bleiben. Die „großen“ Empfänger sind meist Unternehmen die nicht mehr in erster Linie mit der Erzeugung von Lebensmittel zutun haben (oder manchmal auch gar nichts mehr) sondern mehr verarbeitende Betriebe wie Campina oder Storck.
Hier scheinen die kleinen Schweinemäster also nicht die großen Gewinner zu sein. Zwar sind Milchsee, Butter- und Fleischberge seit 2007 endgültig aufgebraucht, die Überproduktion geht jedoch ungebremst weiter. Auch  umfassende Standardisierung der Lebensmittelproduktion ist der EU ein Herzensanliegen. Natürlich hat das den Vorteil, dass man hier scheinbar alles besser kontrollieren kann, als bei kleinbäuerlicher Strukturierung. Zudem ist hier ein verbesserter Arbeitsprozess verantwortlich für rationelles Produzieren. Zweifelsohne ist hygienisch gesehen durch einheitliche Normen der EU die Fleischqualität und -sicherheit gestiegen. Ob der vorangetriebene Rationalisierungsprozess auch  ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis für Gesellschaft und Umwelt anbietet ist jedoch fraglich. Einen kleinbäuerliche Struktur passt eben nicht zum fortschrittlichen global player Europa.

Schweinemast 1952; Quelle: Bundearchiv

Verunsicherungen und Hoffnungen

Bei topagrar online, einem „Magzin für moderne Landwirtschaft“ gab es 2008 einen Expertenchat für Schweinehalter. Auf die Frage nach der Größe der Schweinemast und ihren Standorten in zehn Jahren antwortete Dr. Claus-Ulrich Honold, Notierungsleiter an der Landesstelle für landwirtschaftliche Marktkunde in Schwäbisch-Gmünd als Experte: „Wir haben eine sehr starke regionale Differenzierung, z.B. ist in Süddeutschland ein 1000er-Betrieb schon groß. In Niedersachsen ist dies wahrscheinlich ein unterdurchschnittlicher Bestand. Wahrscheinlich wird es in 10 Jahren auch in Süddeutschland schwierig sein ausschließlich von 1000 Mastplätzen zu leben. Die Frage nach den Standorten: Ziel sollte es immer sein, an einem entwicklungsfähigen Standort möglichst viele Mastschweine zu halten, wo die Obergrenze letztendlich liegt, ist selbst innerhalb eines Bundeslandes regional sehr differenziert zu betrachten.“ Zum Rat der Betriebserweiterung ist zu erwähnen, dass die Niederlande 2008 einen Ferkelüberschuss von fünf Millionen hatten, der zur Hälfte nach Deutschland exportiert wurde. Mäster wie Erzeuger vor allem mit kleineren Einheiten geraten zunehmend unter erheblichen Druck. Man tröstet mit der Aussicht auf Steigerung des Pro-Kopf-Verbrauchs innerhalb der EU durch den Nachholbedarf der Länder aus der Osterweiterung 2007.

War es vor einigen Jahren noch kaum möglich neue Genehmigungen für Großmastbetriebe zu bekommen, sind derzeit wieder Projekte in Planung oder im Bau begriffen. Der Widerstand der Anwohner ist jedoch zunehmend ein Problem für die Landwirte. „Es handle sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb, den eine Familie plane, die bereits seit Generationen in der Landwirtschaft tätig ist und sich nun eben auf Hühnermast spezialisieren möchte: Das wird kein Industriebetrieb“, meint der Bürgermeister des 60-Seelen-Dorfes Messenfeld bei Ebensfeld. Hier soll ein Hühnermaststall für 36.000 Tiere errichtet werden (Quelle).
Falls dort nicht gebaut wird, ist das andernorts gerade recht. Der Fleischverzehr geht nämlich trotz Abneigung gegen die gängigen Haltungsformen nicht zurück, verzeichnet sogar jährlich noch Zuwächse. So können sich hier holländischen Hühnerfabrikanten, dänische Ferkelproduzenten und tschechische Kaninchenmäster freuen über die besseren Absatzmöglichkeiten unter protestfreudigen Deutschen. Dass die meisten Staaten laxere Tierschutzgesetze haben als das strenge Deutschland, und am Ende der Widerstand gegen heimische Produktion zu Ungunsten der „Nutztiere“ ausgeht, muss wohl nicht extra erörtert werden. Gänzlicher Verzicht auf tierische Produkte ist ja für die meisten gar nicht vorstellbar.

Deutsche Fleischfabriken

Die Zahlen die einem entgegenen sind kaum vorstellbar. Europas größte Fleischfabrik, der Firma B. & C. Tönnies, steht im westfälischen Rheda-Wiedenbrück. Hier werden täglich 20.000 Schweine geschlachtet und 150.000 Schnitzel hergestellt. Dies entspricht circa 13 Schweinen pro Minute. Im niedersächsischen Wietze wird derzeit an Europas größtem Hühnerschlachthof gearbeitet. Hier sollen pro Stunde 27.000 Hühner geschlachtet werden, was sieben Hühnern pro Sekunde entspricht und 432.000 Tieren pro Tag (2.592.000 Hühner pro Woche,134.784.000 pro Jahr) auf mehreren Schlachtstraßen parallel.
Für solche Projekte sind Schweinemäster und Hühnermastanlagen im Einzugsgebiet von extremer Wichtigkeit. Das Argument ‚Arbeitsplätze‘ ist jedoch mehr Hohlraum als Inhalt, ist doch minimaler Personalaufwand für die Pflege der Tausenden von Tieren nötig. Dazu kommt Konkurrenz von Billiglöhnern und ökologische Folgekosten, die auf die Regionen zukommen. Irgendwo muss ja die Gülle hin- und der enorme Wasserbedarf herkommen. Schließlich fliegen die Hühner nicht alleine zum Schlachthof und verteilen sich nicht von dort auf wundersame Weise über die Supermärkte Europas.
Viele Hofbetreiber, die seit Generationen ihren landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaften stehen vor der Entscheidung ihre mittelgroßen Betriebe, die sie durch Modernisierung und Vergrößerung über die letzten Jahre gerettet haben, zu modernen Großmastanlagen zu erweitern oder die Segel zu streichen. Die Existenzangst sitzt tief in den Knochen der Viehwirtschafter. Auf dem Rücken der kleineren Produzenten wird der Machkampf europäischer Großkonzerne ausgetragen. Es geht um die Marktherrschaft. Durch Ausbau dieser Überkapazitäten bilden sich Spekuationsblasen bzw. „Hühnchenblasen“.

Schweinemast heute; Quelle: Erzeugerring

Es gibt nach wie vor Ökonomen, die die Selbstregulierungskräfte der Märkte nicht als einen Mythos abstempeln. Nachfrage und Angebot stehen immer im Wechselverhältnis. Ob Verbraucher den Betrieb der große Maschinerie der Viehindustrie verändern können ist fraglich. Ob man Unternehmen und Erzeuger mit Gesetzen zu Tierschutz und Wirtschaftsethik in ausreichendem Maße in die Pflicht nehmen kann ist ebenso hinterfragbar. So besteht immer das Risiko einer ideologiedurchränkten Politik gegen grenzen- und schamloses freies Agieren der Marktteilnehmer. Zwischen diesen großen Gedankenzusammenhängen steht der Milchbauer, der mittelgroße Schweinezüchter oder der  Hühnerhofbetreiber mit privatem Risiko, familiärer Verantwortung und Tradition. Die ethische Selbstfindungsphase unserer Gesellschaft wird noch spannend werden.

Weitere Infos:

Frontal 21 „Die Machenschaften der Hähnchenmäster“

Gerhard Flachowski: FLI, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit zu globaler Ernährung und CO²-Fußabdruck von Fleisch


Die Nachfolger der Müslis…

… und das Genussmittel Fleisch

„Müslis“ wurden sie genannt, die Streiter der letzten großen Vegetarierwelle im Zuge der 68er-Revolution. Anders wollte man es machen, gesellschaftlich, politisch und vor allem anders als die Elterngeneration, als die Teilhaber der „Fresswelle“ nach Kriegsende. Seit dieser Zeit eher eine marginale Subkultur, wurden alternative Ernährungsformen die letzten Jahre salonfähig. „LOHAS“ ist die neue Müsligeneration jetzt betitelt. Der neugewandete „Lebensstil für Gesundheit und Nachhaltigkeit“ (Lifestyle Of Health And Sustainability) ist jedoch nicht mehr partout konsumfeindlich – was Vertreter der traditionellen Umweltbewegung dann doch wieder als getarnten Konsumismus entlarven.

Knapp 8 Prozent der deutschen Bevölkerung ernähren sich laut dem Vegetarierbund vegetarisch. Die Nationale Verzehrsstudie II von 2007 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ermittelte 4 Prozent der Bevölkerung mit besonderer Ernährungsweise, darunter die größte Gruppe der Vegetarier mit 1,6 Prozent.

„Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg“

Fleischproduktion und -konsum ist ein Luxus, den sich hauptsächlich Industriestaaten leisten. Für mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung ist die Nahrungserzeugung über den Umweg Fleisch zu teuer. Ökologisch gesehen dazu auch noch Trinkwasserverschwendung.
Eher selten beleuchte ist der Aspekt der Globalisierung, der auch die Nahrungsmittelbranche nicht verschont: Vom Rinderimperialismus in Argentinien über die urwaldfressenden Masthühnchen Europas – deren Kraftfutter auf gerodeten Flächen angebautes Soja enthält – bis zu schweizerischen Getreideimporten aus Indien, wo immer noch 200 Millionen Menschen hungern. Da kann man diesen Spruch nicht mal mehr als Witz auffassen. Auf Indien bezogen würde also eher passen: „Das Essen der Fleischesser isst Getreideessern die Lebensgrundlage weg“.

Wichtigster Aspekt der meisten Gemüseesser ist jedoch die Ablehnung von Erzeugung, Mästen und Töten von Tieren zu Ernährungszwecken. Die Argumente der Kostverächter sind den meisten bekannt. Die Frage, warum sie selbst trotz dieser, offensichtlich vernünftigen Argumentation dem Fleisch nicht abschwören, können viele nur mit ratlosen Blicken oder abgedroschenen Phrasen quittieren. Steckt da noch mehr dahinter?

Die Front der Fleischkonsumenten

Fleisch war einmal ein Nahrungsmittel. Nahrungsmittel bedeutet, dass es vorwiegend der Ernährung dient, in Abgrenzung zum Genussmittel, das weniger wegen seiner sättigenden Eigenschaften sondern seinem Geschmack oder seiner Wirkung wegen konsumiert wird. Bezeichnungen wie „Nahrungsmittel“ oder „Genussmittel“, die einen Art Rangordnung unter Lebensmitteln herstellen, sind kulturbedingt. Am deutlichsten wird das klar am Beispiel des deutschen Grundnahrungsmittels: Brot. Was den Deutschen das Brot ist, ist den Thailändern der Reis und den Mexikanern der Mais. Dass Fleisch also eine höhere Wertigkeit und Nahrhaftigkeit als beispielsweise Gemüse zugeschrieben wird ist historisch gewachsen.

Quelle wikipedia commons
Fleischkarte von 1916

Dass Fleisch heutzutage dem Genuss dient ist ersichtlich an der Art wiei es beworben wird. Sowohl Metzgereien als Hersteller wie der Handel als Anbieter nutzen die Assoziation mit Belohnen, oder einem ganz besonderen Anlass wie Feste oder Feiertage. Es ist ein Genuss dieses Fleisch zu essen. Faktisch tuen es viele Deutsche täglich.

Überraschend ist, dass in vielen Diskussionsforen, die Ernährung zum Thema haben, immer noch regelmäßig gefragt wird, ob Mensch ohne Fleisch leben kann. Diese hartnäckige Vorstellung, Fleischverächter würden leiden, krank werden und schließlich eingehen wie ein Primelchen, gibt es solange es die vegetarische Alternative gibt. Die Existenz zahlloser Vegetarier unter uns und Millionen von Indern in der Ferne, die sich aus religiösen Gründen vegetarisch ernähren, kommt dieser Angst nicht bei. Mehrfach in Studien belegt ist, dass die Idee Humbug1 ist, Vegetarier sogar gesünder leben und weniger an Übergewicht leiden.

Lange war auch wissenschaftlicher Konsens gesunde Ernährung bedinge Fleischkonsum. Mittlerweile raten auch die Hüter der gesunden Kost, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), zu einer „vegetarischen Dauerkost“. Fleisch als Eisen und Proteinlieferant ist längst substituierbar.

Ein paar Werte zum Vergleich (Bundeslebensmittelschlüssel):
Protein(g)/Eisen(mg) pro 100 g
Schweineschnitzel 22/1,7
Rinderfilet 21,2/2,3
Hähnchenbrustfilet 23,55/0,5
Sojabohnen 11,9/3,1
Linsen 23,5/7,5
Spinat 2,52/4,1
Feldsalat 1,84/2 weiterlesen