Archiv der Kategorie: Wirtschaft

Sind wir nicht alle ein bisschen… rechts?!

In den letzten Wochen ging es wirklich rund. Im fränkischen Vorra wurde ein Asylbewerberheim in Brand gesteckt und mit Hakenkreuzen beschmiert und der Zulauf an Sympathisanten für PEGIDA (ein fantasievolles Akronym für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“) scheint nicht zu enden. Was ist nur los am rechten Rand?

Ach, wie erfrischend war diese Limonadenwerbung in den 90er-Jahren. So schön konnten wir uns damit identifizieren, alle ein bisschen „bluna“ zu sein. Dieses „Anderssein“-Wollen nicht nur in diesem Werbespot steht symptomatisch für ein Charakteristikum der Moderne: die Individualisierung, die Fokussierung auf den Einzelnen, die Kultivierung des Egozentrimus. Da drängt sich die Frage auf, ob es PEGIDA-Demonstranten auch nur um ihre eigene Haut geht, oder wirklich um den Schutz des bedrohten Abendlandes.

Das genauer zu betrachten, dafür müssen wir das Phänomen zerlegen. Erst einmal ist mir die besonders sperrige Wortwahl aufgefallen. „Patriotisch“ scheint ein Wort zu sein, was mit Amerikanern, Franzosen, ja scheinbar mit so ziemlich jeder anderen Nation auf der Welt verbunden werden kann, nur bitte nicht mit Deutschland! Ja, das wurde tatsächlich so wahrgenommen. Die Deutschen bemühten sich als „Tätervolk“ nach dem Zweiten Weltkrieg unermüdlich, eine „moderne“, liberale Gesellschaft zu werden. Das Wirtschaftswunder und die Exportweltmeisterschaft machten es uns einfach, die Bestätigung und Achtung der restlichen Welt über wirtschaftlichen Wohlstand und industrielle Vormachtstellung zu erlangen. Nur, der Begriff  „deutsch sein“ blieb ohne Inhalt. Eine Worthülse, die wir nicht füllen konnten. Der Patriotismus anderer Nationen erschien uns befremdlich und übertrieben… bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Das Sommermärchen brachte nicht nur ein völlig neues Marktsegment hervor (das der Fanartikel in den deutschen Nationalfarben), sondern taute auch die Herzen der Generationen auf, für die die Kriegsverbrechen und das zwanghafte Schuldmantra in der Vergangenheit liegen. Auch schwenkten viele die deutsche Flagge, die Nachkommen von Immigranten sind. Nach nur weiteren acht Jahren, einer Europameisterschaft und einer weiteren Weltmeisterschaft mit Titel, ist es nun breit anerkannt Flagge zu zeigen. Ein bisschen Patriotismus schadet schließlich nicht.

Das nächste Wort, was mich ansprang wie eine rote Warnleuchte war „Islamisierung„. Nicht nur, dass dieser Begriff häufig auf einer Seite des parteipolitischen Spektrums benutzt wird (und auch noch viel weiter „rechts“ von diesem), ist er für mich die Verkörperung dessen, was wir an vielen Brennpunkten der Welt beobachten können: die religiöse Aufladung von politischen Konflikten. Bestes Beispiel ist hier der Nahost-Konflikt. Es geht schlicht um Landansprüche. Der Anspruch darauf wird religiös gerechtfertigt. Die jeweiligen Vorgehensweisen religiös gedeutet und untermauert, so zum Beispiel durch die Glorifizierung des muslimischen Märtyrertodes von palästinensischen Attentätern, oder die rigide Wasser- und Arbeitspolitik an den Rändern israelischer Siedlungsgebiete.

Und schließlich dieser Begriff „Abendland“, der als ein Pendant zu „Morgenland“ ständig einen unterschwingenden Hauch von Orient und Tausend und einer Nacht mit sich trägt. Beziehungsweise das Gegenstück dazu: rational, aufgeklärt und „entzaubert“. Das letzte Mal würde dieses Wortpart gesellschaftspolitisch und medienwirksam ausufernd am Ende der 90er-Jahre diskutiert, in Folge von Samuel Huntingtons Werk Clash of Civilisations and the Remaking auf World Order (1996, ins Deutsche unpassend als Kampf der Kulturen übersetzt). Er teilt die Welt in Kulturräume ein, darunter westlich und islamisch, und tut dabei nichts anderes, als eine alte Dichotomie von Orient versus Okzident wieder zu aktivieren. Alt ist diese Idee, weil die Bedrohung durch die Muslime als traumatisches Bedrohungserlebnis fest im kollektiven Gedächtnis der Europäer verwurzelt ist (711 – 1492: Al Andalus – Teile von Europa unter muslimischer Herrschaft (die Iberische Halbinsel); 1529: Erste Belagerung Wiens durch die Türken; 1683: Zweite Belagerung Wiens durch die Türken). Im gleichen Jahrzehnt wie Huntingtons These erstscheint die Bluna-Werbung, die uns zeigen wollte, dass wir alle etwas seltsam sind, auf unsere je eigene Art und Weise, aber doch etwas gemeinsam haben: eben dieses seltsam sein.

Alter Wein in neuen Schläuchen

Was ist nun faul im Staate Deutschland? Geht es hier am Ende mehr um ein politische oder soziales Problem, was religiös aufgeladen wird? Ein Anhaltspunkt dafür ist wohl, dass sich die Angst vor einer „Islamisierung“ nicht nur gegen Muslime richtet, sondern gegen Immigranten generell. Dabei ist wohl egal, ob es sich um Sinti und Roma vom Balkan handelt, um Flüchtlinge aus Kriegsregionen oder die Nachkommen von Einwanderern in der zweiten, dritten oder bereits vierten Generation. Es scheint, als richte sich der Begriff gegen eine Ansammlung von gesellschaftlichen Realitäten, die einem Teil der deutschen Bevölkerung (in der Diskussion über PEGIDA häufig als „bürgerliche Mitte“ oder „Nazis in Nadelstreifen“ bezeichnet) befremdet, ihm sogar regelrecht Angst macht.

Die politische Seite reagiert mit scharfer Abgrenzung. PEGIDA sei „die Schande Deutschlands“. Dies allerdings klingt mehr nach einem Lippenbekenntnis. Immer wieder wiederholte Mantras der „Liberalität“, „Toleranz“ oder offenen Asylpolitik sind leider nichts anderes als nettes Polit-Marketing. Die Taten unserer Regierenden sprechen leider eine andere Sprache. A propos Sprache… zu der äußerte sich eine bayerische Tochterpartei der CDU jüngst erst mit der Forderung auch „in der Familie deutsch zu sprechen“. Zu Beginn des Jahres auf ihrer Klausurtagung formulierte der bayerische Ministerpräsident ganz salopp „wer betrügt, der fliegt“ als Slogan um Armutszuwanderung aus anderen EU-Staaten zu begegnen. Die politische Welt scheint eine tief gespaltene Persönlichkeit zu haben. Auf der einen Seite wird medienwirksam das gesagt, was die politically correctness erwartet. Auf der anderen Seite scheut man sich nicht davor, auch Vorhaben zu unterstützen, die in ihrer Konsequenz genau das Gegenteil bedeuteten: Erhalt oder Verschärfung von sozialer, politischer und menschlicher Ausgrenzung von Menschen fremder Herkunft, so zum Beispiel die dieses Jahr neu geregelten Zuwanderungsregelungen, die Armutsmigration verhindern sollen. Dazu ist zu erwähnen, dass wir hier von Prozentpunkten im unteren einstelligen Bereich reden. Häufig sind es Sinti und Roma, die aus den Ländern Bulgarien und Rumänien kommen. Warum? Weil sie wirklich auch dort nicht mehr als den Dreck unter ihren eigenen Fingernägeln beitzen und weil sie wirklich dort ausgegrenzt und diskriminiert werden. Auch diese Aktion aktiviert ein altes Stereotyp: das des seit dem 15. Jahrhundert bekannten Begriffs „Zigeuner“. Ja, das sind die Landstreicher, ohne festen Wohnsitz, die keinen Beruf haben, ihren Lebensunterhalt mit Klauen verdienen und unehrlich sind. Auch wenn Sinti und Roma Eigenbezeichnungen sind und diese Konnotation nicht haben, so bezeichnet der Begriff doch die gleichen Menschen… und die sind im kollektiven Gedächtnis immer noch so vorurteilsbehaftet, ähnlich wie der bedrohliche „Muselmann“.

Sollten wir uns Sorgen machen?

Ein Bekannter von mir erwähnte in einem Gespräch mit mir zum Brandanschlag von Vorra die Vermutung, es könnte sein, dass es gar nicht „Nazis“ waren, die das Asylbewerberheim angesteckt hätten. Vielmehr gewöhnliche Ortsansässige, die einfach keine Asylbewerber dort haben wollten. Hakenkreuzschmierereien als allzu plattes und eindeutig assoziiertes Symbol, seien nur ein Ablenkungsmanöver gewesen. Was wäre wenn, das wirklich zutrifft? Ist dann die „Mitte der Gesellschaft“ rechtsradikal? Oder ist der Rechtsextremismus jetzt zum Mainstream geworden? Am Ende frage ich mich, ob vielleicht die allzu starken und verurteilenden Begriffe den Blick vernebeln, auf den eigentlichen Gemütszustand dieser „bürgerlichen Mitte“.

Edmund Stoiber meint, es würde ein Großteil der Demonstranten aus Angst mitlaufen. Aha. Aber warum dann nicht auf einer Demonstration für einen angemessenen Mindestlohn? Oder für mehr direkte Demokratie? Oder gegen Waffenexporte, die GEZ, gegen die Autobahnmaut oder höhere Renten. Irgendwie scheint PEGIDA alles ein bisschen zu sein und doch nichts. Oder doch am Ende etwas „bluna“? Nein, dumm oder verrückt sind diese Menschen nicht. Wer das behauptet, nimmt das Brodeln in der Gesellschaft nicht richtig wahr, er unterschätzt es. Was natürlich etwas kurzsichtig anmutet, ist die offen bleibende Frage, warum diese Menschen das, was sie fordern und vertreten, nicht mal zuende denken?

Ohne Menschen mit Migrationshintergrund, hätte Deutschland ein Viertel weniger Einwohner (also knapp 20 Millionen weniger). Dass Einwohner mit Arbeitskraft und dadurch auch mit Wohlstand (durch BIP gemessen) korreliert, ist bekannt. Zahlenbasierte Fakten zählen scheinbar weniger, als ein diffuses Gefühl der Bedrohung, der Benachteiligung und der Zukunftsangst.

Fischen am rechten Rand – ist das auch nur Demokratie?

Merkmal einer Demokratie ist, dass in ihr ach das volle Spektrum von Meinungen, die innerhalb gesetzter Grenzen (Grundgesetz) bleiben, einen Platz und ein Recht haben. Also auch die Meinungsäußerungen, die ihr Unwohlsein und ihre Befürchtungen bezüglich einer „Islamisierung“ Europas fürchten. Das unklar ist, was unter diesem diffusen Begriff verstanden werden soll, haben wir oben schon gesehen. Es zählt offenbar viel mehr der Charakter als „Kampfbegriff“, der ihm anhaftet, als sein wirklicher Inhalt, also das was er meint, kritisiert und wofür er bestenfalls einen Gegenentwurf enthält.

So spricht die mitte-links gerichtete Politik nach einer langen Diskussion endlich klar und deutlich von Deutschland als einem Einwanderungsland und einer Willkommenspolitik, während sie auf EU-Ebene federführend dafür ist, die Außengrenzen der EU abzuschotten und Flüchlinge lieber absaufen zu lassen. Ja, sogar Milliarden an Nachbarländer in Nordafrika zu zahlen, um unüberwindbare Zäune zu errichten und Flüchtlinge mit dem Ziel Europa einzuschüchtern, einzuknasten, abzuschrecken. Das dies auch mit Mitteln geschieht, die gegen die UN-Menschenrechtskonvention verstoßen, ist kein Geheimnis.

Innenpolitisch machen Parteien gegen ihren Gegner AfD vom rechten Rand Stimmung, indem sie ein härteres Vorgehen gegen Sozialbetrüger fordert. Also die Menschen, die vor Armut aus den EU-Ländern, denen es nicht so gut geht wirtschaftlich, in die Länder fliehen, die die Wirtschaftskrise scheinbar unbeschadet überstanden haben. Also aus Portugal, Spanien, Rumänien, Griechenland und so weiter nach Deutschland, zum Beispiel. Hm. Und wohin deportieren wir dann die deutschen Sozialschmarotzer? Zum Beispiel die Politiker, die auf Steuerzahlerkosten ihren halben Verwandtenkreis angestellt haben, nebst Ehefrau und Kindern? Oder wohin exportieren wir die Islamisten, deren Vorfahren über Generationen „deutsch“ sind und die, bevor die sich Abu irgendwie nannten, einfach Hans Müller hießen?

Es scheint, wie ein ewiger Wahlkampf, in dem die Parteien versuchen, die wegschwimmenden Felle aufzuhalten. Die CSU/CDU hat Angst vor Wählerflucht zur AfD, die SPD verliert an die Linken, die Grünen mal wieder zu allen Seiten hin. Da schmückt es sich wohl grade am mitte-rechts Rand schön mit undifferenzierten Parolen, bei denen viele Bürger in einem politik-komatrösen Zustand leicht ins Nicken einstimmen. Am Ende bleibt der fahle Beigeschmack, dass es doch nur ein bisschen um bluna-Egoismus der Regierenden und Machthungrigen geht, als um die tiefergehenden Fragen unserer Gesellschaft die dringend debattiert und angegangen werden müssten: um Menschlichkeit gegenüber Flüchlingen, um Umgang mit dem eigenen Wohlstand (gesamtgesellschaftlich gesehen) und dem Armutselend vor der Haustür der EU, mit der Frage, wer wir Deutschen sind und was „deutsch“ überhaupt ist und natürlich wie wir mit Umbrüchen um gehen.
Den Umbrüchen, die ihre Folgen aus der Geschichte bis ins Jetzt tragen (Drittes Reich, Antisemititsmus, Arbeitsmigration, usw.) den Umbrüchen, die wir gerade erfahren (Wirtschaftskrise, Armutsflucht, Migration aus Krisengebieten, wachsende soziale Kluft, usw.) und den Umbrüchen, die uns in der Zukunft fordern (Migration aufgrund des Klimawandels, Verschiebung der globalen Wirtschaftsmacht, vielfältige multikulturelle deutsche Gesellschaft, die nach ihrer Identität sucht).

 

 

 

 

 


Zuchtunternehmen: Das Tier als eierlegende Maschine – Wirtschaft – FAZ

Zuchtunternehmen: Das Tier als eierlegende Maschine – Wirtschaft – FAZ.

 

Ein sehr guter Artikel. Auch wenn es bei den Zahlen wohl zu einem Tippfehler bezüglich lebenslanger und jährlicher Milchleistung bei Kühen gekommen ist, stellt der Artikel doch eindrücklich dar, wie durch die Wortwahl Lebewesen abstrahiert werden zu Zahlen und Bezeichnungen.


Deutsche Bank bringt Abholzung an die Börse

Kam Freitag über den Newsletter-Verteiler bei mir an:

Liebe Freundinnen und Freunde des Regenwaldes,

die Deutsche Bank unterstützt den weltgrößten Palmöl-Händler FELDA nächste Woche bei dessen Börsengang. FELDA hat seit seiner Gründung hunderttausende Hektar Regenwald gerodet, um dort Plantagen anzulegen.

Nun ist geplant, an der Börse drei Milliarden Dollar einzusammeln, die dann dafür verwendet werden sollen, in Indonesien und Afrika Regenwald zu roden und neue Plantagen anzulegen.

In Malaysia gibt es heftigen Widerstand gegen den Börsengang der FELDA und des damit verbundenen Landraubs. Zudem hat die neue Führungsspitze der Deutschen Bank gerade erst bekannt gegeben, in Zukunft nachhaltiger agieren zu wollen als Vorgänger Ackermann.

Bitte fordern Sie den neuen Vorstand der Deutschen Bank auf, sich sofort vom Regenwald-Vernichter FELDA zu distanzieren.

Rettet den Regenwald e.V. und Regenwald Report.


Durchblick ohne Tierversuche

Der Versuch: Nicht mit mir, besser am Tier!

Sie sind überall versteckt – tierische Produkte und nicht nur das: auch Tierversuche müssen für viele Dinge des alltäglichen Lebens durchgeführt werden. Vermeintlich. Da auch Kontaktlinsen als medizinisches Produkt deklariert sind, müssen auch hier ausreichend Tests gemacht werden. Das ist nachvollziehbar. Möchte doch auch niemand netzhautschädigende Kontaktlinsen verwenden oder am Ende erblinden.

Die Hersteller haben jedoch unterschiedliche Strategien im Umgang mit dieser Vorschrift zum Nachweis der Unschädlichkeit. Die einen beharren auf althergebrachten Methoden und testen weiter an Kaninchen und Co. und rechtfertigen das mit der absoluten Notwendigkeit. Die anderen nehmen eher eine entschuldigende Haltung ein, so, als seien sie sich durchaus bewusst, dass diese Methoden nicht in Ordnung gehen, verteidigen aber dennoch deren Durchführung, da sie ja vorgeschrieben seien. Und schließlich eine dritte Gruppe von Unternehmen, die sich bereits scheinbar  mutig für Neues und gegen Bisheriges entschieden haben, die nur noch an Zellkulturen testen.

Nun, ich war mich ehrlich gesagt nicht sicher, ob dies überhaupt möglich ist. Ist im Internet doch an vielen Stellen zu lesen, dass diese von Tierschützern als Alternative propagierten neuen Testmethoden nicht „so sicher“ seien, wie die bisherigen am lebenden Organismus. Umso überraschter war ich, als ich die Antworten einiger angefragter Kontaktlinsenhersteller erhielt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Herstellerliste

Tierversuche führen durch:

Ciba Vision, der Marktführer:

„Wir bei CIBA VISION sind uns der Bedeutung des Tierschutzes bewusst und verfolgen aktiv die Entwicklung alternativer Testmethoden, wie zum Beispiel von in vitro Tests oder anderer moderner wissenschaftlicher Methoden.

Wie alle anderen Unternehmen, die Medizinprodukte (Kontaktlinsen sind Medizinprodukte) zur Anwendung am Menschen entwickeln, muss aber auch CIBA VISION eine begrenzte Anzahl von Tierversuchen durchführen, da die weltweiten Zulassungsbehörden bzw. Gesetze diese Versuche fordern.

Wir unterstützen die humane Behandlung von Tieren und befolgen uneingeschränkt die internationalen Abkommen wie auch Tierschutzvorschriften und -richtlinien der Gesundheitsbehörden in allen Ländern, in denen wir tätig sind.

Spezielle Komitees, welche sich aus von CIBA VISION unabhängigen Mitgliedern zusammensetzen, bewilligen Experimente und überwachen den Ablauf, um sicherzustellen, dass die Vorschriften eingehalten werden.“

Produkte: Dailies, Focus Dailies, Air Optix, Freshlook

Bausch + Lomb:

Leider habe ich von Bausch + Lomb keine Erlaubnis erhalten, den Wortlaut der Email zu veröffentlichen. Sie haben in einem langen Text geantwortet und versichert, den Tieren würde nichts geschehen wegen vorgelagerter in-vitro-Tests. Außerdem würden nur unbekannte Materialien getestet unter ständiger tierärztlicher Aufsicht. Es werde nur in dem Maß an Tieren getestet, wie notwendig wäre, um Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten und den gesetzlichen Anforderungen für Produktzulassungen und weiteren klinischen Tests gerecht zu werden. Sie würden die Bedenken hinsichtlich der artgerechten Behandlung von Tieren anerkennen und teilen und würden ihr Bestes tun um sicherzustellen, dass keine Arbeiten dupliziert werden und Alternativen in Erwägung gezogen würden um Tierversuche entweder komplett zu ersetzen, oder die Anzahl der Tiere auf ein absolutes Minimum zu verringern. Es würden alle Maßnahmen getroffen, um Schmerzen und Stress für die beteiligten Tiere vollständig auszuschließen. Es sei trotz Fortschritten leider bislang kein Ersatz mit den komplexen Abläufen chemischer und biologischer Interaktionen in einem lebenden Organsismus zur Zufriedenheit der Aufsichtsbehörden adäquat modellierbar.

Produkte: SoftLens, PureVision

Johnson & Johnson:

Bis heute habe ich auf meine Anfrage keine Antwort erhalten. Da Johnson & Johnson jedoch dafür bekannt ist eine der großen Firmen zu sein, die auf Tierversuche bauen, gehe ich davon aus, das dies auch bei Kontaktlinsen der Fall sein dürfte.

Produkt: Acuvue

Keine Tierversuche machen bzw. an Zellkulturen testen:

Cooper Vision

Produkte: Biomedics, Proclear, Rythmic, Lunelle, Biofinity, Avaira

MPG&E hat sogar sehr freundlich geantwortet:

„Die Zeiten der Tierversuche in der Materialentwicklung für Kontaktlinsen und Pflegemittel sind glücklicherweise vergangen. Die notwendigen Tests werden mikrobiologisch an gezüchteten Zellen durchgeführt.“

Produkte: Ecco, Compact, DreamLens, dream-care, Perfect contact lenses, natural fit, chromagen, Regard

CONTOPHARMA AG

Produkte: contaview, c-lens

Nicht wirklich festlegen konnten sich: Wöhlk

„Wenn wir in unserem Haus ein neues Produkt auf Basis eines neuartigen Kunststoffs in Zukunft bringen bevorzugen wir grundsätzlich den Alternativtest, der ein Laborversuch und kein Tierversuch ist. Voraussetzung ist aber ein eindeutiges Ergebnis mit dem Alternativtest, um die Produktzulassung zu bekommen.“

Produkte: contact (life, air, four, day 30, zeiss contact day), wöhlk perfect, Weflex, Geaflex, Hydroflex, Silsoft, sport contrast, G-72 D, W-50 D,  P.A.U.L, Conflex(-Air), A 90, Parabolar, wöhlk perfect, wöhlk bifo)

Alle angefragten Kontaktlinsenhersteller versicherten, dass keine tierischen Bestandteile in ihren weichen Kontaktlinsen enthalten seien.

Der innovative Selbstbetrug

Es bleibt die Frage, warum einige Unternehmen so selbstverständlich auf Tierversuche verzichten können, andere scheinbar gar nicht und damit auf die strengen Prüfkriterien verweisen. Mir kommt dabei der Gedanke, ob es nicht so sein könnte, dass die innovativsten Unternehmen wirklich Tiertests machen müssen, da sie komplett neue und unbekannte Materialien entwickeln, während andere Unternehmen auf (von anderen Herstellern) bereits getestete Materialien zurückgreifen. So können diese tierversuchsfrei arbeiten. Diese Taktik ist von Kosmetikherstellern bekannt.

Zugegeben, Kontaktlinsen sind ein Gebiet auf dem es bereits gute Produkte gibt. In anderen (medizinischen) Bereichen ist es jedoch unbedingt notwendig und sinnvoll neue Methoden und Stoffe zu erfinden und zu erforschen.

Am Ende bleibt offen, ob es – abseits einer möglichst tier(leid)freien Lebensweise wie dem Veganismus – für den Otto-Normal-Konsumenten einen Nutzen hat, Unternehmen zu boykottieren, die Tierversuche durchführen. Aus Tierschutz- und Tierrechtsperspektive ist das Urteil eindeutig. Für eine dauerhafte Veränderung der Prüfstandards und -bedingungen wird  dennoch wohl nur ein Diskurs auf politischer, also normgebender Ebene, etwas bringen, da diese innovative Unternehmen mit ihren Vorgaben derzeit nur abstrafen. Dass sie damit die Sicherheit im Gebrauch für den Menschen erheblich mehr erhöhen als mit vergleichbaren Labortests, kann stark angezweifelt werden. Doch das steht auf einem ganz anderen Blatt.


Blackout-Debatte: Warum der Stromausfall ausfällt

Blackout-Debatte: Warum der Stromausfall ausfällt

 


Kein Asyl für Eisbären

Wieviel ist ein Eisbär wert? Monitär lässt sich dieser Wert ausdrücken durch seinen Einkaufspreis, seine Haltungskosten und den Anteil am Verkauf von Eintrittstickets in den Zoo. Bei frei lebenden Bären, sieht die Sache jedoch etwas anders aus. Bären gehören zu den größten Raubtieren an Land. Auch wenn sie für gewöhnlich eher in kaum besiedelten Gebieten leben, kommt es in Island in den letzten Jahren immer wieder zu Zusammentreffen.

Abenteuergeschichten der Auswanderer nach Amerika, die Indianer überwältigten und in weitläufigen Gebieten wilden Bären begegneten, sind Teil amerikanischer Erzählkultur. In diesem aktuellen Fall ist es nicht der moderne Mensch, der neues Territorium erobert und die wilde Natur bezwingt. Diesmal wandern die Eisbären mehr oder weniger freiwillig aus – nach Island.

Wo in Zentraleuropa für „Problembär“ Bruno Fernsehgesprächsrunden abgehalten wurden und Bruno-Freunde zu Demos aufriefen, scheint das Verfahren mit den weißen Riesenteddys in Island weniger diskussionswürdig zu sein. Diskussionsfreier Abschuss ist die schlichte Universallösung für hellbepelzte Gestrandete auf dem Inselstaat. Dabei gab es eigentlich gar kein Problem, außer das hypothetische Vorbeiwandern einiger Touristen am ausgehungerten Tier. Dieser Snack des Eisbären wäre wohl ein kleiner GAU für Islands Tourismus. Island befindet sich in einem Zustand, den es bis vor kurzem auch nur hypothetisch gab – den Staatsbankrott. Geld für einen Problembär ist hier knapp. Betäuben und Rückführen? Bärenreservat für tierische Grönlandflüchtlinge? Alles zu teuer.

Stumpfsinn zahlt sich nicht aus

Sollte allerdings die Abschusspraxis bei den Medien guten Aufwind erhalten, könnte das Island auch schaden. Bekanntlich sind die Deutschen mit ihrem Tierschutzgesetz, gemessen an ihren Nachbarn, sehr tierlieb. Sie sind sehr beliebte Urlauber auf der nordischen Insel. Außerdem war da ja schon mal so ein Problem: der Walfang schreckte merklich Touristen ab.

Schon hier wird deutlich, dass die monitäre Aufrechnung aus einer Formel mit vielen Platzhaltern besteht. Ein bestimmter Zahlenraum begrenzt die möglichen Kandidaten wohl etwas. Aber dann gibt es auch noch unbekannte Faktoren, die sich unter Umständen gar nicht auflösen lassen. Auch wenn sie oft unbemerkt als ewig unbekannter Faktor in der Gleichung mitgeführt wird, ist sie doch da: die Frage, ob dieses klare Praxis ethisch zu rechtfertigen ist und am Ende nicht doch das Problempäckchen vor die eigene Haustür trägt.

Immer mehr Eisbären stranden auf Island: Behörden greifen zum Gewehr – taz.de


FSC – oh weh! Paviantötung mit Ökosegen

Die Hoffnung auf eine schöne, bessere Welt birgt auch das Risiko der Enttäuschung in sich. Und zwar gewaltig war ich enttäuscht, als ich gelesen habe, das FSC außer zweifelhafter Monokulturwirtschaft jetzt auch noch Paviane abschießen lässt.

Was bisher geschah …

FSC steht für „Forest Stewarship Council“. Ich habe mich durchaus gefreut, als sich 1993 endlich eine Gruppe von Menschen zusammenraufte und eine Nichtregierungsorganisation nicht nur zum Schutz der letzten (Ur)Wälder, sondern auch für die praktische Abhilfe – eine nachhaltige Holzproduktion und Papierherstellung – gründete. In den letzten Jahren ist auch tauchte das Siegel auch immer öfter auf, jetzt auch beim Discounter, im Baumarkt und auf dem Druckerpapier der Deutschen Post und des Media Marktes. Endlich bekam der Verbraucher die Möglichkeit sich gegen Teakholz unbekannter Herkunft zu entscheiden, denn Teak ist nicht selten das Baumerbe der Welt – die Urwaldriesen in Papierformat oder charmanten Latten am Gartenbänkchen. FSC zertifizierte die letzten Jahre vermehrt auch anders Harholz für Gartenmöbel, beispielsweise das schnell wachsende Eukalyptus. Rein rational eine kluge Entscheidung eine schnell wachsende Holzart für Gartenbesitzer mit Sitzmögelambitionen auszuwählen. Dachte ich so jedenfalls.

Mit breiterer Bekanntheit häufte sich die Kritik. Es ginge gar nicht um Schutz der ursprünglichen Wälder, sondern mehr um eine Vermarktungsstrategie für Plantagenholz aus riesigen Monokulturen. Ganz weit vorne in Reih und Glied gepflanzt: der Eukalyptus. Es kommt nicht selten zu verheerenden Bränden, die ganze Landstriche vernichteten. Flammen haben leichtes Spiel bei vermessenen Abständen und praktisch nicht vorhandener Vegetation, außer den Plantagenpflanzen. Dass dieses Gebiete kein Rückzugsort für die heimischen (oft vom Aussterben bedrohten) Tierarten ist, ist wohl  leicht nachzuvollziehen.

Monokultur, die Massentierhaltung im Pflanzenbereich, ist zudem sozial nicht nachhaltig. Sie führt meistens die Gepflogenheiten der Großagrarier, die wir schon aus bereichen wie Kakao oder Kaffee kennen, einfach weiter. Die Ressource Boden, die für viele Menschen vor Ort ein kostbar(st)es Gut ist, ist zum Vorteil weniger verteilt, wird einseitig genutzt, ausgelaugt und am Ende oft vernichtet.

So schön hatten wir es uns gedacht. Weder das rationelle Effektivitätsdenken noch globale Arbeitsteilung scheint nicht die Lösung für unsere bessere, gleichere Welt zu sein.

Wilde Horden in Garten des wertvollen Gutes

Abgesehen davon, dass viele Tiere durch Anlegen von Holzplantagen ihres Bodens beraubt werden, wünscht sie sich der Mensch gleich tot. Denn was nichts nützt, gar schädigt, muss getilgt werden. Der Baumverbiss der tausenden von Pavianen, die zwischen den akkurat gepflanzten Reihen einen gedeckten Tisch vorfinden, schädigt die Hersteller des Öko-Holzes. So greifen die Produzenten zur Knarre. 1040 Paviane wurden auch dieses Jahr zum Abschuss freigegeben. Über Sinn- oder Unsinnhaftigkeit dieses Vorgehens aus ökonomischer oder politischer Perspektive lässt sich sicher diskutieren und es ist nachvollziehbar, dass solche Debatten zum Nachteil der schlauen Affen ausgehen.

Aus wissenschaftlicher Perspektive ist die Rechnung Affe tot = weniger Affen = weniger Probleme allerdings alles andere als korrekt. Auch in Deutschland können wir erleben, dass Fuchsjagd und Wildschweinabschuß im großen Stil keine Auswirkungen oder sogar negative (aus Sicht der Weg-haben-Woller) haben. Ähnlich liegt der Fall bei den südafrikanischen Pavianen.

Die Begriffe „umweltfreundlich“ und „sozialförderlich“, die FSC auf seiner Homepage zur Selbstcharakterisierung benutzt, erzeugen allerdings aus ethischer Betrachtungsweise ein widersprüchliches Bild. Zweifelsohne waren uns sind die Affen Teil der Umwelt dieser Plantagen, der Bäume und der Menschen in Südafrika – dem Ort des Geschehens. Umweltfreundlich bezieht sich bei gegebenem Vorgehen wohl eher  als (massen)baumfreundlich oder direkter gesagt: geschäftsfreundlich und -förderlich. Abgesehen von billigem Druckerpapier und günstigen Gartenausstattungen bleibt für uns Westler allerdings nur ein nicht materieller Minuswert auf dem Konto: Gerodete Waldgebiete, nicht mehr existente Artenvielfalt, ausgebeutete Bevölkerungen und tausende von toten Affen. Bravo FSC!

Auf der Internetseite planten.de gibt es weitere Informationen zum Nachlesen und auch Links um an einer Protestaktion teilzunehmen. Take part!